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Durch die Wende mit "Erinnerungen an die Zukunft"

Es ist die Zeit zwischen dem Ende der „Brigade Feuerstein“ und der „Seilschaft“. Als eine der letzten Aktionen haben die Feuersteine am Schweriner Theater bei den „Entdeckungen“ unter der Regie von Christoph Schroth mitgespielt. Gundi ist auf der Suche nach Neuem – Mitstreitern, künstlerischen Mitteln und Ausdrucksformen...

Ich arbeite (noch) beim Staatlichen Rundfunk als Produzent für Liedermacher und Jazz. Eines Tages klingelt das Telefon. Lexa Thomas – zu der Zeit unterwegs mit Stefan Körbel und Tina Tandler – fragt mich, ob ich nicht Lust hätte, mit Gundi und ein paar Freunden an einem Programm mitzuarbeiten und auf Tour zu gehen. „Erinnerungen an die Zukunft“ soll es heißen, in Bruchstücken von Gundi schon solistisch und mit einer Band (u.a. Micha Letz und Jens Quandt vom Oktoberklub) „getestet“. Nun soll die ganze Sache noch festere (und lautere) Strukturen annehmen und ne richtige Tour mit knapp 30 Konzerten galt es zu organisieren. ...
Ich habe natürlich Lust. Gundis „paar Freunde“ sind: Stefan Körbel (voc, acc-guit, violine), Lexa Thomas (voc, bg), Tina Tandler (voc, sax), Delle Kriese (dr, perc, voc) & ich (div. Guit, flöten, voc). Wir proben im Keller der „Wilderer“. Viele neue Songs für meine Ohren. Texte, die ich noch aus der Zeit von „Männer, Frauen und Maschine“ kenne, aber auch jede Menge Unbekanntes. Wir haben nicht viel Zeit, die ersten Termine rücken schnell näher ...

Es ist 1989. Das Land befindet sich im Umbruch. Es rumort, nicht mehr nur im Kämmerlein ... Die Tour knallt mitten in diese Stimmung hinein. Wir quälen uns über die Autobahnen unserer kleinen Republik, hin und her gerissen von den Nachrichten, die aus dem Autoradio an unsere Ohren dringen. Die Konzerte sind alle restlos ausverkauft. Die Leute hängen an Gundis Lippen, er redet mit ihnen und nimmt sie mit auf seiner Suche nach Glücksland mit allen Konsequenzen für jedermanns „Leib und Seele“. Die „Grüne Armee“ marschiert und lässt das „Gras“ wachsen. Wir spielen und marschieren mit Gundi durchs „Schneegebirge“ und an der „Jarama-Front“ und sind auf dem besten Wege aus diesem „Scheißspiel“ auszubrechen.

Am Abend des Konzertes im Bärenzwinger wird der Dresdner Hauptbahnhof mit Wasserwerfern und Bereitschaftspolizei abgeriegelt. Vor den Toren von Leipzig im Land Nirgendwo warten hilflose Panzersoldaten darauf, keinen Befehl zu bekommen ...
Auf der Rückfahrt nach Berlin unterschreiben wir die Resolution der Künstler. Bereits am anderen Morgen zitiert mich mein damaliger Chef der Abteilung Jugendmusik zu sich: Ob ich mir denn das richtig überlegt hätte. Ich habe es mir überlegt. Endlich bin ich angekommen.
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Autogramm- und Werbekarten
Fotos: Thomas Neumann

„Erinnerungen an die Zukunft“ spielten wir in jener Zeit in allen „angesagten“ Klubs. Alle Veranstalter wollten uns unbedingt haben. Frankfurt/O, Gera, Weimar, Dresden, Berlin, Cottbus, Hoywoy, Freiberg, Potsdam, Rostock ... kreuz und quer durch das Land waren wir auf unserer „Montagsdemo“ fast täglich zu Gast auf den großen und kleinen Bühnen, die mittlerweile fast keiner mehr kennt.
Irgendwann gingen uns die Kräfte aus. Eigene Projekte und Arbeit ließen uns keine Zeit mehr für weitere Unternehmungen. Gundis unruhiger Geist hatte mittlerweile seinen ersten Anker bei den „Wilderern“ ausgeworfen, mit denen er dann konsequenter Weise einige Wochen später bei mir im Funkhaus auftauchte, um ein paar neue Songs einzuspielen. „Rattenkarate“, „Die Letzten werden die ersten sein“, „Dem deutschen Volk“ ... entstehen …


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